Vier-Kanal-Audioinstallation.
Das Projekt NachKlang ist ein fortlaufendes Recherche-Projekt, dessen Ergebnisse ständig in seine Präsentationsform eingearbeitet werden. Ausgangspunkt des Projektes ist die Sammlung von Beschreibungen akustischer Umgebungen von Menschen. Akustische Umgebungen gleichen sich weltweit an. Musikalische Themen verbreiten sich über unterschiedliche Wege und werden in anderen Kontexten assimiliert; Funktionale Klänge, die unseren Alltag erobern, werden vereinheitlicht, um einen hohen Wiedererkennungswert in Bezug auf eine Funktion oder eine Marke zu gewährleisten. Die weltweiten Bewegungen von Menschen und Waren transportieren bisher regional gebundene Klangidentitäten in neue Kontexte. Gleichzeitig bleiben lokal die Unterschiede durch topographische oder kulturelle Differenzen in vielen Bereichen sehr hoch. Differenzen gibt es jenseits davon vor allem im Klang-Erleben – im Klang-Ereignis. Was wird überhaupt wahrgenommen, wie wird es eingeordnet? Welchen Einfluß hat der kulturelle Kontext, etwa die Zugehörigkeit zur Punkszene oder zu den Wagner-Verehrern oder etwa die Herkunft aus einem christlichen oder muslimischen Land, aus einer nordeuropäischen oder südamerikanischen Stadt, einer sozialistischen Gesellschaft oder einer Stammeskultur?
Die Frage nach der Beschreibung einer akustischen Umgebung, eines bestimmten Klangs oder Geräuschs reindividualisiert die Erfahrung akustischer Umgebungen. Der Klang wird durch und in der Beschreibung seines Ereignis wiederangeeignet. Wir interessieren uns für dessen Stimmen, die ein Klangbild des Ungehörten zeichnen. Ergänzend zu diesem Interesse ist das Projekt ebenfalls ein Forschungsprojekt über die Möglichkeit der (sprachlichen) Beschreibung von Klang. Aus diesem Grund bitten wir alle Befragten zu Beginn des Interviews zunächst um eine möglichst genaue Beschreibung eines Klangereignis, um dann an dessen Artikulierbarkeit zu arbeiten. Ziel des Projektes ist es, Menschen möglichst verschiedener Herkünfte an möglichst vielen verschiedenen Orten zu Beschreibungen zu bewegen, die in möglichst vielen verschiedenen Sprachen erfolgen, um so ein möglichst divergentes und differenziertes Archiv von Klang-Erleben zu präsentieren. Aus diesem Grund ist es unser Interesse, an möglichst vielen verschiedenen Orten eine Recherche und Aufnahme-Phase zu realisieren. Ausgangspunkt der Arbeit ist stets die Frage nach einem Lieblingsgeräusch oder einem besonders markanten Klang, der eine besondere Bedeutung für den Einzelnen hat. Hat der Befragte eine präzise Beschreibung für einen Klang gefunden, fragen wir den Probanden stets auch nach der stimmlichen Imitation eines bedeutenden Klangs oder Geräuschs.
Diese beiden Elemente, die Beschreibung sowie die Imitation, bilden die Grundlage für die sich beständig weiter entwickelnde Vierkanal-Audioinstallation. Vier Lautsprecher werden in den vier Ecken eines Raums verteilt. Die beschreibenden Stimmen werden jeweils einem Lautsprecher zugeordnet. Die Stimmen berichten ihre Klangereignisse, unterbrochen, bzw. verschnitten mit maximal drei weiteren Personen, die von ihren Erlebnissen berichten. Die Komposition der Stimmen erfolgt dabei nach unterschiedlichen Kriterien, wie die inhaltliche, motivische Nähe aber auch klangliche Aspekte der Sprechstimmen. Unterbrochen werden die Berichte von Soundscapes, die aus den Imitationen
gewonnen werden. Derart begegnen sich Stimmen und Berichte ganz unterschiedlicher Herkunft und formen das Klangbild eines utopischen Ortes.
In Zusammenarbeit mit Jens Heitjohann