Audiospaziergang.
„Ist es dann nicht wahrscheinlich, dass wir mittels einer aus uns freigesetzten Überschusses an Kraft entweder die Bedingungen unserer Umgebung verändern oder doch die Wirkungen dieser Lebendigen nach Äußerung verlangenden Kraft die uns umgebenden Wesen und Dinge beeinflussen?“ Honore de Balsac
Das Spaziergehen ist Übermut, nur aus und für sich, er ist anarchisch – ein „sich gehen lassen“. Es geht gerade nicht darum ein Ziel zu erreichen, sondern darum zu gehen und zu sehen und darüber zu begreifen. Der Gehende produziert den Raum stets mit, den er laufend durchquert. Dabei setzt sich ein Prozess räumlicher Perspektivwechsel und Standortverschiebungen in Gang, von Drehungen und Wendungen, welcher immer auch ein Denk- und Erkenntnisprozess ist. Die Tonspur von Des Schmetterlings zweifelnder Flügel ist sagen wir einmal – die Schildkröte. Das Merkmal des Flaneurs des 19. Jahrhunderts, jenem ästhetischen Erfahrungstypus, durch welchen Stadt Landschaft wird. Diese Landschaft entspannt sich nun zwischen der zu hörenden Tonspur und dem realen, in Echtzeit zu erlebenden Weg. In dieser Kopplung entwickelt sich für den Wachsamen eine leise Poesie, die wiederum Raum gibt, sein eigenes Stück, seine eigene Geschichte dieser (Hör)Landschaft zu erfahren.
Des Schmetterlings zweifelnder Flügel wurde produziert für die transdiziplinäre Reihe RECHERCHEN09: handeln, kuratiert von Ester Boldt und Nadine Vollmer am Künstlerhaus Mousonturm, Fotos: Marie Zahir.